Nr.11

Künstler

eL
Seed

eL Seed wurde in einer tunesischen Familie in Frankreich geboren und wuchs in den Suburbs von Paris auf. Er sprach den tunesischen Dialekt, lernte aber nicht Hocharabisch zu lesen oder zu schreiben. Als Teenager entdeckte er sein Interesse an seinen tunesischen Wurzeln. Seine Kunst wurde in den Straßen von Paris geboren und jetzt ist sie präsent auf Wänden auf allen Kontinenten. Durch die Einbeziehung von Elementen des Graffiti und der arabischen kalligraphischen Traditionen, kam eL Seed zu einem einzigartigen Stil der sogenannten Calligraffiti. Er verwendet eine komplizierte Zusammensetzung der Elemente, um nicht nur auf die Worte und ihre Bedeutung zu verweisen, sondern auch um Bewegung zu erzeu-gen, um so den Betrachter in einen anderen Zustand des Geistes zu locken.

In Interviews nennt eL Seed die Revolution von 2011 in Tunesien als einen wichtigen Faktor für die Öffnung des politischen Raumes, um alternative Formen des Ausdrucks zu gewinnen. »Die Revolution hat die Menschen zu mehr Kreativität bewegt, vor der sie vorher Angst hatten. Und jetzt nutzen sie die größere Freiheit«. Er schuf sein erstes großen Wandbild ein Jahr nach dem Beginn der Revolution in Tunesien, in der Stadt Kairouan. Dieses Wandbild war der kalligraphischen Darstellung einer Passage aus einem tunesischen Gedicht von Abu al-Qasim al-Husayfi gewidmet, die sich gegen Tyrannei und Ungerechtigkeit richtet.

Sein umstrittenstes Projekt war im Jahr 2012 die Bemalung eines Minaretts der Moschee Jara in der südtunesischen Stadt Gabes. Über das Projekt, erklärte eL Seed: »Mein Ziel war es, Menschen zusammenzubringen, darum wählte ich diese Worte aus dem Koran. Ich mag Graffiti, weil es Kunst zu allen bringt. Ich mag die Tatsache der Demokratisierung der Technik. Ich hoffe, es wird andere Menschen begeistern und inspirieren, verrückte Projekte zu tun und keine Angst zu haben.«

Für die Ausstellung »Gewissheit.Vision« in Halle, wird eL Seed eine Intervention an zwei großen Fassaden von 70er Jahre Bauten vornehmen.