Geleitwort

Über

Gewissheit und Vision – die beiden Titelbegriffe dieser Kunstausstellung waren vor 300 Jahren die tragenden Säulen für Franckes Werk und haben bis heute nichts von ihrer Tragfähigkeit eingebüßt. So dient das Jubiläumsprogramm der Franckeschen Stiftungen anlässlich des 350. Geburtstags von August Hermann Francke 2013 auch dazu, die Ideen des Stifters, seine Anliegen und Vorhaben daraufhin zu befragen, was wir für die Gegenwart und Zukunft aus ihnen lernen können. Denn die Geschichte zeigt, dass es zu allen Zeiten kraftvoller Visionen und unbeirrter Gewissheit bedarf, um die großen Herausforderungen der menschlichen Existenz zu lösen.

Daher ist es ein spannendes Experiment, dass wir im Jubiläums-jahr neben einer kulturhistorischen Ausstellung zu Beginn des Jahres im zweiten Halbjahr eine weitere, ganz anders geartete Ausstellung zum Jubiläumsthema angesetzt haben. Unter der Leitung der beiden Kuratoren Moritz Götze und Peter Lang haben wir elf Künstler aus neun Ländern eingeladen, sich mit den beiden Begriffen von Gewissheit und Vision sowie den Kraftfeldern, die diese an­thropologischen Determinanten entfalten können, zu befassen und sie in Bezug zu Francke und seinem Werk zu setzen. Die Ergebnisse dieser künstlerischen Auseinandersetzungen werden an authen­tischer Stätte in den Franckeschen Stiftungen zu sehen sein, einem Ort, der selbst aus Vision und Gewissheit heraus entstanden ist. Der vorliegende Begleitkatalog ist als ein Arbeitsbuch zu verstehen, das parallel zu den künstlerischen Beiträgen entstand. Den Auf­takt des Bandes bildet eine Reihe von Interviews, mit denen die Kuratoren in das Themenfeld der Ausstellung einführen, im Hauptteil geht es um die einzelnen Kunstprojekte und abschließend werden noch einmal alle beteiligten Künstler selbst vorgestellt. Format und Ausstattung des Katalogs sind ungewöhnlich und weichen von dem üblichen Erscheinungsbild unserer Ausstellungskataloge ab. Die Kuratoren und Herausgeber haben sich indische Rechnungsbücher zum Vorbild genommen. Damit knüpfen sie an die jahrhunderte- langen Beziehungen der Franckeschen Stiftungen mit Indien an, die sich auch ganz wesentlich durch den Transfer von Büchern und Know-how rund um die Herstellung von Büchern gestalteten.

Moritz Götze und Peter Lang sowie den namhaften international agierenden Künstlern, die zum Gelingen dieser Ausstellung und dieses Katalogs beigetragen haben, sei ebenso herzlich gedankt wie den beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Francke-schen Stiftungen, namentlich Dr. Penelope Willard, die vor allem dieses Vorhaben neben vielen anderen im Jubiläumsjahr von An­fang bis Ende betreut hat. Der Kulturstiftung des Bundes sei schließlich für ihre großzügige Mitfinanzierung dieses internationalen Projektes ebenso gedankt wie dem Land Sachsen-Anhalt, der Kunststiftung Sachsen-Anhalt und dem Freundeskreis der Franckeschen Stiftungen. Dieses Projekt dient dazu, im Jahr des 350. Geburtstags von August Hermann Francke Kunst und Kultur in Geschichte und Gegenwart miteinander zu verbinden und fruchtbar zu machen.

Dr. Thomas Müller-Bahlke
Direktor der Franckeschen Stiftungen