Marc
Bijl
Individuen agieren, doch diese Aktionen existieren im Kontext einer ganzen Reihe von strukturierten Aktionen, Interaktionen und Ressourcentransfers zwischen allen Personen, die zusammen die Struktur der Gesellschaft bilden. Soziale Strukturen gehen sehr wohl aus individuellen Handlungen hervor, da diese Handlungen in- dividuen- und zeitübergreifend strukturiert sind, aber individuelle Handlungen finden auch im Kontext der sozialen Struktur statt, in der die Individuen existieren. So gesehen ist die soziale Struktur ein sehr abstrakter Gedanke. Es ist nichts, was wir unmittelbar erfahren. Wir sind nicht unmittelbar empfänglich für diese menschen- und zeitübergreifenden Muster. Wir können sie dennoch wahrnehmen und studieren, viele dieser Muster wurden erkannt und benannt und werden aufmerksam verfolgt: Familie, bestimmte Marken, Religion, Gesellschaft und so weiter.
Manche wurden zwar anerkannt, sind jedoch schwieriger zu definieren, so etwa »die Arbeiterklasse« oder »die Country-Club-Clique«, die keinen legalen Status haben und keine Büros oder sonstige Standorte unterhalten. Wir können allenfalls auf Individuen hinweisen, die zu den Verhaltensmustern beitragen könnten, aus denen sich die Struktur zusammensetzt. Bestimmte Strukturen sehen wir in der Regel überhaupt nicht (ohne besondere Anstrengungen oder Gedanken darauf zu verwenden), wie zum Beispiel jene Handlungsmuster, die Afroamerikanern den Zugang zum Erziehungswesen versperren oder in Unternehmen zu einer »Glasdecke« führen, die gut ausgebildete Frauen daran hindert, in Macht- und Autoritätspositionen zu gelangen. Dennoch sind auch sie Teil der sozialen Struktur, und es ist Aufgabe der Soziologen, sie aufzudecken, zu erforschen und diese Muster zu verstehen.
Auszug aus:
Jan E. Stets, Peter J. Burke, »A Sociological Approach to Self and Identity«, in Mark Leary, June Price Tangney (Hg./eds.), Handbook of Self and Identity (New York/London: The Guilford Press, 2003).