Nr.6

Künstler

Christian Jankowski

Christian Jankowski offenbart in der Installation »Neue Idee II« sein und unser aller tägliches Scheitern an der zur Verfügung stehenden Zeit im Verhältnis zu unseren Aufgaben. To-do list, der Zettel, den wir täglich abends anlegen und wissen, er ist nicht zu erfüllen und das immer weniger. Und Francke hatte noch die Gewissheit, dass es möglich ist. Vom Aufschlag der Augen bis zum Schließen der Augen abends im Bett. Den ganzen Tag aufzuteilen in einen Zeitplan. Seine sogenannten Tagebücher sehen erstaunlicherweise wie heutige Moleskineplaner aus. Ein Manager-kalender des 18. Jahrhunderts. Jankowski thematisiert diese Gewissheit und Vision der Zeitplanung heute. Ob Smartphone, Tablet, PC, alle bieten uns Systeme, Zeit und damit Ordnung in den Griff zu bekommen. Systeme, die in sich selbst den Untergang beinhalten. Bei Jankowski ist die analoge Form zu sehen. Ein Weltbürger, der Zettel zur Zeitplanung schreibt. Eigentlich ein anachronistisches Unterfangen. Aber das macht unsere allgemeine Unzulänglichkeit irgendwie wieder analog sichtbar und sympathisch. Ein Textfragment aus den Zetteln steht nun zur Erhöhung als Leuchtzeichen auf dem Altan der Franckeschen Stiftungen. »Neue Idee II« War da nicht was? Internet 2.0, Software xyz 2.5, 3.7, 4 ...

Es ist kein Geheimnis, dass persönliche Notizen zumeist das eindeutigste Bild davon geben, was in unserem Kopf vorgeht. Fern aller Schönfärberei, stilistischer Verfeinerungen und ordentlicher Interpunktion, die unser Schreiben kennzeichnen, wenn wir mit anderen kommunizieren, sind Notizen eine gewisse Unmittelbarkeit und Zeitnähe eigen, die dazu führen, dass sie von niemand anders als von ihrem Autor entziffert werden können.

Michele Robecchi, zu Christian Jankowski, What I still have to take care of.